Totenufer by Lykk Dietmar

Totenufer by Lykk Dietmar

Autor:Lykk, Dietmar [Lykk, Dietmar]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783960411185
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


15

Nach dem Gespräch mit Marianne Geschke hatte sich Lüthje erschöpft gefühlt, wie nach einem Kieler-Woche-Bummel am Eröffnungstag. Das Gespräch hatte nicht den Lauf genommen, den er sich vorgestellt hatte. Sobald er sie auf ein Thema eingestimmt glaubte, schlug sie Haken wie eine Häsin auf der Flucht, suchte rechts und links des Weges nach konstruierten Problemen, hatte Anmerkungen, die eigentlich nichts mit dem von ihm Gesagten zu tun hatten. Einige Fragen, die ihm spontan einfielen, als er sie zu Beginn des Gespräches vor sich sah, hatte er deshalb aus dem Auge verloren. Zum Beispiel die Frage, ob sie jemals in Krattenbek war.

Lüthje hatte eine Parklücke direkt vor Eva Röspels Adresse gefunden. Ein Altbau mit schlichter Fassade, der bessere Zeiten gesehen hatte. Der Putz blätterte an einigen Stellen ab. Vielleicht war Eva Röspel das nicht wichtig, weil drinnen alles stimmte.

Als Lüthje die linke Hand am Türgriff hatte, um auszusteigen, spielte sein neues Privathandy ein paar Bluesakkorde. Das Klingelzeichen gehörte zu seiner Frau Hilly.

»Eric?«

»Hilly?«

»Tu nicht so, als ob du meine Stimme nicht erkennst.«

»Das würde ich nie tun. Aber ich sitze im Dienstwagen, und ich bin von schicken Mietskasernen umgeben. Außerdem fuhr gerade die Straßenreinigung der Stadtwerke vorbei.«

In Wirklichkeit war es nur ein schwarzer BMW gewesen, der ihm schon eine Weile im Rückspiegel aufgefallen war. Jetzt war er weitergefahren und an der nächsten Kreuzung verschwunden.

»Ich wollte nur wissen, wann du fertig bist und ob du heute nach Hause kommst.«

»Ich muss mich mit Gerson besprechen. Aber ich glaube, ich werde in Laboe übernachten. Ich muss sowieso nachsehen, wie die Dacharbeiten vorankommen.«

»Kommst du voran?«

»Ich hab dir gesagt, dass ich ein paar Befragungen mache, die Gerson gern machen würde, aber da er in Arbeit ertrinkt, helfe ich aus. Ich bin der Einzige, dem er traut.«

Hilly lachte leise. »Das wäre mir neu. Immerhin kenne ich euch beide schon ein paar Jährchen. Du meinst, du hast ihn zum wahren Glauben bekehrt?«

»Seit ich ihn kenne, versuche ich es, und ich werde nicht müde, auf das Wasser am ausgetrockneten Wadi zu warten.«

»Eric, mir ist nicht nach Scherzen zumute. Ich weiß, du lachst darüber, aber ich habe in einer Hamburger Zeitung gelesen, dass es um einen Mord an einem pensionierten Kommissar geht.«

»Ich lache nicht. Aber seit wann liest du Hamburger Blätter?«

»Deine Schwester auf Sylt hat mich informiert. Sie hat mir die Hamburger Postillen empfohlen. Die schreiben mehr darüber als unsere Käseblätter. Der pensionierte und ermordete Kommissar stammt nämlich aus Hamburg.«

»Hilly, ich bin noch nicht pensioniert. Und ich habe bisher nichts mit den Fällen zu tun gehabt, die der Kommissar aus Hamburg bearbeitete. Das haben wir doch schon alles durchgesprochen! Ich befrage hier nur Zeugen. Keine Verdächtigen!« Noch nicht. »Ich mache meinen Job, so wie ich ihn seit Jahrzehnten mache, weil ich die Zeit dafür habe.« Noch bevor er den Satz ausgesprochen hatte, wusste er, dass er besser den Mund gehalten hätte.

»Die Zeit, die eigentlich uns beiden gehört«, sagte sie ruhig.

Es war wie ein Schachspiel. Er hatte vergessen, wie gut Hilly ihn kannte. Sie brauchte nur seine üblichen Züge zu verfolgen. Wenn er



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